18.
Eine solche Beerdigung gab es noch nie. Nicht bei Rudolph Valentino oder Jean Harlow. Nicht einmal bei Marilyn Monroe. Lila Kyles Beerdigung war Karneval und Medienorgie zugleich.
Es gab niemanden außer dem todunglücklichen Robbie Lyman, der sich um alles kümmerte. Theresa lag sturzbesoffen zu Hause, Sy Ortis wies alles weit von sich, Marty hielt sich in einer Privatklinik auf, und Ara Sagarian war tot. Geliebt von Millionen. Doch nun fand sich nur Robbie bereit, den Sarg für Lila auszusuchen und den Trauergottesdienst zu organisieren.
Robbie ließ von Bob Mackie ein lavendelfarbenes Kleid anfertigen. Da sie im Leben ein Mädchen gespielt hatte, sollte sie auch im Tod so gekleidet sein, meinte er. Doch die Farbe des Kleides paßte schlecht zu ihrem roten Haar. Trotzdem erschien ihr Bild so auf den Zeitschriften der ganzen Welt. Es gab etwa tausend Kränze und Blumengestecke.
Und Tausende verabschiedeten sich von ihr. »Sie waren ihre Fans«, weinte Robbie. »Lila liebte sie.« Doch nicht alle hatten Lila geliebt. Eine Frau versuchte, ihr das Make-up von dem toten Gesicht zu kratzen. Eine andere sprach Beschwörungsformeln an ihrem Sarg. Das Bestattungsinstitut errichtete eine Glaswand, um die Verstorbene vor der Berührung durch das Publikum zu schützen. So wirkte Lila wie ein Schneewittchen im gläsernen Sarg.
Schlimmer als die, die die tote Schauspielerin schändeten, waren die, die sie an dein Sarg verehrten. Hunderte junger Männer — manche auch nicht mehr so jung — erschienen in imitierter Lila Kyle-Kleidung: hochhackige Schuhe, Make-up und langhaarige rote Perücke. Manche schrien und wurden ohnmächtig beim Anblick der Leiche. Andere schluchzten. Viele mußten fortgebracht werden. Doch nachdem sie am Sarg vorbeidefiliert waren, liefen sie an das Ende der Schlange und stellten sich erneut an.
Auch die Teenager kamen zu Tausenden. Die Geschlechtsenthüllung schien den Mädchen nichts auszumachen. Vielleicht fanden sie das sogar gut.
Etwa zweihundert Wagen fuhren die lange Zeile von Forest Lawn entlang. Trotz dieser vielen Menschen hatte Lila nur einer wirklich gekannt: ihre »Tante« Robbie. Er mußte von dem Grab fortgetragen werden.